Reisebericht vom 2. Äthiopienaufenthalt im Juli 2010

„Die Kinder von „Let me be a child“ kennen mich alle von meinem ersten Besuch im Projekt im Jahr 2008.

Schon nach ganz kurzer Zeit war die alte Vertrautheit wieder da und vor allem die Kleineren bestürmten mich täglich, mit ihnen zu singen, zu spielen und zu tanzen. Zum Zeitpunkt meines Besuches waren gerade Schulferien und die Kinder hielten sich den ganzen Tag auf dem Projektgelände auf. Meine Schwägerin, Renate Hofmann-Mayr, (Deutsch-Englisch-Lehrerin), die diesmal mit mir angereist war, und Dörte Kuhrt, Abiturientin aus Glücksburg (war mit Projektgründerin Etagegne Bierig gekommen), nutzten die Zeit, um den größeren Kindern Englischunterricht zu erteilen. Dazu kaufte Renate extra geeignete Bücher und Hefte in Addis. Die Kinder sind sehr motiviert, die englische Sprache zu lernen.

Unser Projekt verfügt inzwischen auch über eine kleine Bücherei mit englischen Texten. Der 16jährige Haile las mir ganz stolz die Weihnachtsgeschichte aus einem der Bücher vor.

Während unseres 14tägigen Besuches war gerade Regenzeit, und es goß dementsprechend mehrmals täglich in Strömen. Danach schien aber gleich die Sonne, und die Kinder konnten sich wieder draußen aufhalten.

Unsere Projektgründerin und Freundin, Etagegne Bierig, ist ja in Addis immer unterwegs, um für das Projekt Dinge zu organisieren, zu prüfen, einzukaufen, Bank- oder Mitarbeiterangelegenheiten zu tätigen, und vieles mehr. Trotzdem nahm sie sich die Zeit, um uns 3 Gästen (Renate, Dörte und Traudl) interessante Plätze in Addis zu zeigen, z.B. auch andere Projekte.

Renate und ich organisierten einen Bus-Ausflug aufs Land zu heißen Quellen (Sodere) mit großem Schwimmbad, für alle Kinder und Mitarbeiter des Projektes, und – oh Wunder – trotz Regenzeit hatten wir den ganzen Tag strahlend heißes Wetter. So viel ich weiß, waren unsere Kinder erst zwei mal in ihrem Leben in einem Schwimmbad. Unser fleißiges Küchenteam hatte für alle vorgekocht und das Essen in Plastikeimern mit Deckel mitgebracht. Unterwegs musste unser Bus in einem Dorf anhalten, weil unsere Köchinnen die Schöpflöffel zuhause vergessen hatten.


Das Picknick im Schwimmbad war ein Erlebnis für sich. Ansonsten hielten sich die Kinder fast nur im warmen Wasser auf.

Unser erster Junge – Zahaie – absolviert inzwischen eine Ausbildung in der Metallverarbeitungsbranche. Die Ausbildungsstätte heißt „Selam College“ und wurde 1986 von einem Schweizer gegründet. Es ist eine blitzsaubere große Anlage und laut Marius Bierig können hier alle unsere Kinder eine Ausbildung absolvieren. In Selam College können unsere Jugendlichen für 35 € im Monat ganz unterschiedliche Berufe erlernen, nicht nur in der Metallverarbeitung.

Das Hilfsprojekt entwickelt sich weiter

Abschließend kann ich sagen: unser Projekt „Let me be a child“ ist erfolgreich und verbessert sich ständig. Die Kinder entwicklen sich frei und ohne Angst und haben Dank der Ausbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel in „Selam College“ wirklich eine Perspektive für die Zukunft.

Nicht vergessen darf ich natürlich unseren baldigen zweiten Standort auf dem Land (zwei Autostunden von Addis entfernt). Hier entsteht zur Zeit in traumhafter, hügeliger, grüner Landschaft (Doyogena) ein Tagesstättengebäude für weitere 44 Kinder und ein Gästehaus. Die Mitarbeiter arbeiten fleißig, sogar ein Gemüsegarten existiert schon, damit eventuell im Oktober 2011 die „Inbetriebnahme“ stattfinden kann. Bei unserem Besuch auf der Baustelle kamen viele, viele sehr zerlumpte Kinder, aber fröhlich lachend herbeigerannt, um uns „weiße Menschen“ zu bestaunen.

Ja, es gibt noch viel zu tun, aber es macht so viel Freude helfen zu können, es lohnt sich wirklich!

Alles Gute und Gottes Segen für 2011 wünscht Traudl Hofmann (Projektmitbegründerin aus Würzburg)“