10 Wochen Afrika

„Acht Betten, acht Matratzen, Wellblech, Decken und fünf Personen befanden sich auf der Ladefläche eines kleinem rostigem Pick-Up, während ich als Frau zusammen mit Etagegne (aufgewachsen in Äthiopien, lebt seit 18 Jahren in Deutschland) vorne beim Fahrer Platz nehmen durfte. Mit diesem überfülltem Wagen sind wir über die teils sehr schwer zu befahrene Straßen Addis Abebas gefahren. Das Ziel waren mehrere Hütten in den Gassen der Hauptstadt, in denen die Kinder von „Let me be a child e.V.“ ihr Zuhause bei Freunden, Verwanden oder Nachbarn haben.

Ich stellte schnell fest, dass überfüllte Pick-Ups keine Seltenheit im täglichen Leben Äthiopiens sind. 10 Wochen Praktikum in einer für mich anderen Welt haben mich geprägt. Die Musik, der Geruch, die Sprache und viele andere Aspekte lassen mich Äthiopien niemals vergessen. Dass ich diese Chance meines Lebens bekam, verdanke ich in erster Linie Etagegne Girma-Bierig, die Vorsitzende des Vereins „Let me be a child e.V.“. Sie vermittelte mir einen Praktikumsplatz in einem Waisenhaus ganz in der Nähe des Hauses von „Let me be a child e.V.“. Dort arbeitete ich täglich bei den durchschnittlich zwanzig Säuglingen. Während meiner langen Mittagspause sowie am Wochenende hielt ich mich oft bei den Kindern und Mitarbeitern von „Let me be a child e.V.“ auf.

Die Kinder zeigten mir ein paar Spiele wie zum Beispiel Plumpssack (sie spielen es fast genauso wie deutsche Kinder, bloß schneller) oder Verstecken und ich zeigte ihnen einige, die ich kannte. Adissu und Hanna (Mitarbeiter) hatten sogar ab und zu Zeit, mit mir in die Stadt und auf die Märkte zu gehen. Auf den Märkten preisen die Händler lautstark ihre Waren, welche schlicht an der Strasse präsentiert werden, an. Es wird um Kleidung, Tiere und Möbel lange gefeilscht, bis sich beide Partein einigen konnten. Adissu hat oft für mich einen guten Preis ausgehandelt, indem er lange diskutiert hat und dann Kopf schütteln gegangen ist, um nur darauf zu warten, dass ihn der Händler zurück holt, um ihm ein besseres Angebot zu machen. Wenn Hanna und ich gemeinsam mit der Köchin in der kleinen Küche gekocht haben, war ich immer wieder erstaunt, mit wie wenigen Mitteln diese taubstumme, starke Frau für 19 Kinder jeden Tag drei Mahlzeiten zubereiten konnte.

Etagegne war zur selben Zeit in Äthiopien, da sie zu dem Zeitpunkt auf der Suche nach einem größeren Haus für die Kinder war, um noch mehr Kinder aufnehmen zu können. So hatte ich immer eine Ansprechpartnerin, die sowohl amharisch als auch deutsch sprechen konnte. In Äthiopien, waren alle so freundlich und auch hilfsbereit zu mir, weshalb es mir als Deutsche nun noch peinlicher ist, wenn hier Deutsche Ausländerfeindlich sind!

Als wir die Betten in den Wellblechhütten aufbauten, spürte man die Freude der Familienmitglieder sehr. „Let me be a child e.V.“ unterstützt nicht nur die aufgenommen Kinder, sondern auch deren Familien. Deshalb bekam jedes Kind ein Doppelbett, damit auch die anderen Familienmitglieder darin Platz finden können. Zum ersten Mal schliefen sie in der darauf folgenden Nacht in einem Bett. Die Freude war riesig bei allen Familienmitgliedern.

Ein Hilfsprojekt mit Herz


Was mich sehr beeindruckt hat, war, wie die Kinder und Mitarbeiter mich haben teil nehmen lassen am Geschehen. Sie haben mich wie eine von ihnen behandelt. Ich fühlte mich immer sehr wohl, wenn ich dort war.

Ich weiß, wie schwer es für junge Leute ist, nach Afrika reisen zu können um sich zu engagieren und den Kontinent zu erleben, deshalb ist es für mich und hoffentlich auch noch für viele andere Jugendliche eine große Bereicherung, dass „Let me be a child e.V.“ dieses ermöglichen kann.“