„Im Jahr 2005 haben wir ein paar Tage in Addis Ababa verbracht, nachdem wir unseren Sohn in Nairobi besucht hatten.

Wir waren damals sehr betroffen zu sehen, dass die meisten Menschen dort in sehr armseligen Verhältnissen lebten. Der Lebensstandard war äußerst niedrig. Viele Äthiopier hatten weder Ausbildung noch Arbeit, viele Kinder schienen auf der Straße zu leben.

Kurz nach unserer Rückkehr in unser sicheres, gut organisiertes Leben lasen wir in unserer Tageszeitung „Flensborg Avis“ einen Bericht über das deutsch-äthiopische Projekt „Let me be a child“, das von dem Ehepaar Girma-Bierig aus Langballig ins Leben gerufen worden war. Wir hatten sofort den Eindruck, dass dies ein Projekt war, das wir gerne unterstützen wollten, denn die Not in Addis Ababa war enorm.

Und so begann alles. Wir setzten uns mit Etagegne und Marius in Verbindung, denen das Schulprojekt am Herzen liegt und die bis Juni 2007 ihr eigenes Haus in Addis für die „Insel“ zur Verfügung gestellt haben. Die Dinge entwickelten sich weiter; wir hörten davon, dass ein eigenes größeres Haus für das Tagesheim gekauft werden sollte, und fassten den Entschluss, das Projekt zu besuchen und dies mit einer Reise durch Äthiopien zu verbinden.

Anfang Mai kamen wir in Addis an und wurden am Flughafen herzlich begrüßt von Etagegne und weiteren Mitarbeitern. Diesen herzlichen Empfang und die Blumen werden wir immer in Erinnerung behalten!

Natürlich haben wir die „Insel“ sofort an unserem ersten Tag besucht. Wir trafen auf fröhliche Kinder, die uns lächelnd begrüßten und uns gleich ihre Arbeiten zeigen wollten: Zeichnungen und Steinmetzarbeiten. Schon diese Art der Begrüßung machte uns deutlich, dass man schon mit kleinen Dingen die Interessen von Kindern verändern und sie zu Neuem inspirieren kann, ganz gleich, aus welchem sozialen Umfeld sie kommen.

Das zeigte sich auch später, als die Kinder für uns und einige andere Besucher ein Theaterstück vorführten, das sie selbst mit Hannas Hilfe erdacht und eingeübt hatten. Das Thema war: Bleib nicht auf der Straße und beteilige dich an den schlimmen Dingen, die dort vorgehen – komm’ und sieh dir an, was hier in der „Insel“ angeboten wird. Das Ganze wurde natürlich von Trommeln und Tanz begleitet.

Die ersten Eindrücke bewiesen uns sofort, dass unsere Beteiligung am Projekt die richtige Entscheidung war. An den folgenden Tagen besuchten wir das Tagesheim jeden Tag und begegneten den engagierten Mitarbeitern. Dank ihrer Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft fühlten wir uns sehr gut aufgehoben, und es fiel uns auf, wie viel diese Haltung auch für die Kinder bedeutete.

Eine besondere Situation war natürlich, dass die Aussicht bestand, ein größeres Haus zu kaufen. Wir besichtigten das Objekt, bevor der Vertrag unterschrieben wurde. Es ist schwierig, unsere ersten Eindrücke wiederzugeben – die negativen überwogen fast. Das Grundstück ist kleiner, aber das Haus sehr viel größer als das alte, und es bietet vor allem viele Möglichkeiten, wie Etagegne betonte. Und nachdem die Renovierungsarbeiten schon während unseres Aufenthalts begannen und wir die neuesten Bilder gesehen haben, können wir dem nur zustimmen.

Alles wurde erneuert, angefangen von dem Rasen und neuen Platten rund ums Haus über neue Fenster, frische Anstriche bis zu einer neuen Küche und neuen Sanitäreinrichtungen. Dazu kommen noch viele andere Dinge, die das Haus zu einem schönen, modernen Platz für die Kinder machen. Es wurden weitere Kinder aufgenommen, und wir denken, dass jetzt 30 bis 35 Kinder dort betreut werden.

Große Anerkennung für die direkte Kinderhilfe

Unsere große Anerkennung gilt der Arbeit von Marius und besonders Etagegne, die mehrmals nach Addis reiste und neben den schwierigen Kaufverhandlungen und Renovierungsarbeiten am und im Haus auch noch viele bürokratische Hürden überwinden musste, um „Let me be a child“ nach äthiopischem Recht zu einer „NGO“ (non-governmental organization) zu machen – großes Kompliment für alles, was sie erreicht hat!

Wir haben uns auch gefreut, mehrere Mitglieder des äthiopischen Vereins kennenzulernen. Das Projekt kann von ihrer Arbeit sicherlich profitieren.

Äthiopien ist ein wunderschönes Land. Wir hatten das Glück, einen ganz kleinen Teil des Südens zu besuchen und dann eine historische Reise in den Norden zu machen. Dabei haben wir die Fälle des Blauen Nils, Gonder, Lalibela und Axum gesehen. Viel gäbe es über diese Orte zu berichten – aber fahrt selbst hin, dann könnt ihr nachempfinden, was wir erlebt haben!

Wir sind sicher, dass wir Äthiopien wieder einmal besuchen werden!

Hanne und John Lorenzen (Kruså, Dänemark)“